Mehrheit der Deutschen befürchtet Altersarmut
Deloitte-Studie offenbart Lücke bei der betrieblichen Altersvorsorge
Fast zwei Drittel der deutschen Arbeitnehmer sehen ihrem Altersruhestand mit Skepsis entgegen. Sie haben keine oder unklare Vorstellungen von ihren staatlichen Rentenleistungen und sehen die Notwendigkeit zusätzlicher Sparmaßnahmen. Die betriebliche Altersvorsorge (bAV), die aktuell durch das Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) der Bundesregierung gefördert werden soll, könnte zur Lösung des Problems beitragen. Doch wie die aktuelle Deloitte-Studie „bAV zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ zeigt, nutzen nur 26 Prozent der Arbeitnehmer derzeit die betriebliche Altersvorsorge mit eigenen Beiträgen. Lediglich elf Prozent der Arbeitnehmer erhalten eine vom Arbeitgeber finanzierte bAV, mit der sie auch zufrieden sind.
„Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, wie viel Luft nach oben es bei der bAV noch gibt. Um die Zahl der Nutzer zu steigern, müssen die tatsächlichen Wünsche der Arbeitnehmer stärker berücksichtigt werden. Einige Elemente des Betriebsrentenstärkungsgesetzes weisen in die richtige Richtung, andere widersprechen den derzeitigen Vorstellungen der Arbeitnehmer aber sogar. In welchem Maße und in welchem Zeitraum die bAV gestärkt werden wird, ist daher fraglich“, erklärt Peter Devlin, Partner Human Capital Advisory Services.
Aktuell profitiert nur eine Minderheit von einer arbeitgeberfinanzierten Altersversorgung – lediglich 40 Prozent haben einen Anspruch. 28 Prozent davon wissen jedoch nicht, um welche Summen es geht. Und 63 Prozent sind der Meinung, der Arbeitgeber sollte etwas mehr leisten. Die Offenheit gegenüber der Entgeltumwandlung, also der Verzicht auf einen Teil des Bruttogehalts, ist vergleichsweise hoch. Hier beklagen viele Arbeitnehmer insbesondere ein mangelndes Angebot ihrer Firma.
Das Problem liegt auch oft in der schlechten Informationslage. 65 Prozent der Arbeitnehmer fühlen sich nicht ausreichend oder gar nicht über bAV-Optionen informiert – und von den übrigen Befragten finden nicht alle die Informationen auch vertrauenswürdig, ganz gleich, ob diese von den Arbeitgebern, den Versicherungen oder dem Betriebsrat stammen. Dabei wünschen sich die meisten ein persönliches Beratungsgespräch, würden sich aber auch mit einer ausführlichen Broschüre zufrieden geben. Apps als Informationsquelle spielen bislang nur eine ergänzende Rolle.
Wenn die Arbeitnehmer ein bAV-Angebot in Anspruch nehmen, kommt es ihnen in erster Linie auf Sicherheit an – gegebenenfalls auch zulasten einer größeren, aber risikobehafteten Rendite. Wichtig sind den Befragten flexible Ein- und Auszahlungsoptionen (45 beziehungsweise 42 Prozent). 40 Prozent bevorzugen die Kapitalleistung, 38 Prozent würden eine Rente wählen und 22 Prozent favorisieren Raten. Ein schrittweiser Übergang in den Ruhestand ist für 74 Prozent interessant.
„Arbeitnehmer stehen der bAV generell offen gegenüber. Dennoch glaubt nur die Hälfte der Befragten daran, dass auch die nächste Generation noch hiervon profitieren kann. Das Vertrauen in bestehende Modelle muss deshalb gestärkt werden. Für eine weitere Verbreitung der bAV müssten außerdem möglichst viele auch kleinere Unternehmen Angebote einführen und ebenso proaktiv wie kontinuierlich an ihre Mitarbeiter kommunizieren“, resümiert Devlin.
Quelle: Pressemitteilung Deloitte