Megatrends. Wo wird Kapital in Zukunft benötigt?
Interview mit Dr. Sven Neubauer
Im Rahmen der neuesten Studie, des Factbooks Megatrends, wurde Dr. Sven Neubauer, Investitionsvorstand der Deutsche Finance Group vom Handelsblatt Research Institute zum Thema Megatrends interviewt:
Handelsblatt Research Institute: Herr Dr. Neubauer, was genau verstehen Sie als Deutsche Finance Group unter Megatrends?
Megatrends sind langfristige und übergreifende Transformationsprozesse und als stabile Treiber des globalen Wandels häufig Startpunkt strategischer Zukunftsanalysen. Megatrends sind globale, gesellschaftliche und demografische Verschiebungen, die einschneidende Veränderungen bewirken können. Megatrends beeinflussen Länder, Regierungen, Unternehmen und unser gesellschaftliches Leben und sind wirkungsmächtige Einflussgrößen, welche die Märkte der Zukunft prägen.
Handelsblatt Research Institute: Warum sind Megatrends für Investitionen so interessant?
Als Investmentgesellschaft stehen wir für renditestarke Investitionsstrategien und konzentrieren uns dabei auf die Frage: Wo wird Kapital in Zukunft benötigt? Wir beschäftigen uns diesbezüglich mit den Megatrends wie Globalisierung, Bevölkerungswachstum, Urbanisierung, wachsende Mittelschicht und Demografie. Megatrends werden unser wirtschaftliches, politisches und gesellschaftliches Leben weltweit in den kommenden Jahren prägen und bilden die Basis für Marktchancen, die wir als Deutsche Finance Group systematisch identifizieren und für unsere Investoren über innovative Finanzstrategien nutzen.
Handelsblatt Research Institute: Welchen Megatrend sehen Sie als besonders interessant?
Mit Sicherheit die Megatrends „Urbanisierung“ und „Demografie“. Die Welt wird immer urbaner, gleichzeitig hält der Trend zur Landflucht an. Insgesamt werden bis 2030 rund 60 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Doch der Trend geht hin zu noch mehr Verdichtung. Rund neun Prozent der Weltbevölkerung werden bis in 15 Jahren in 41 Megastädten mit jeweils über zehn Millionen Einwohnern leben. Diese Metropolen sind attraktiv, weil sie auch wirtschaftliche, kulturelle und kreative Zentren sind. Die immense Größe stellt Stadtplaner, Architekten, Ökonomen und Politiker allerdings vor gewaltige Herausforderungen. Es braucht komplexe Projekte für die Entwicklung und riesige Investitionen in Verkehr, Infrastruktur sowie in die Versorgungs- und Entsorgungswege dieser neuen und alten Großstädte.
Durch die zunehmende Alterung und das Wachstum der Weltbevölkerung verändern sich deren Bedürfnisse grundlegend. In der Ausgabe 2015 ihrer Weltbevölkerungsprognose schätzt die Bevölkerungsabteilung der Vereinten Nationen, dass bis 2030 1,2 Milliarden Menschen mehr auf der Erde leben werden als heute. Allerdings werden sich diese über eine Milliarde Menschen nicht gleichmäßig über alle Altersgruppen und Weltregionen verteilen: 30 Prozent des Anstiegs werden sich voraussichtlich auf die Gruppe der über 65-Jährigen konzentrieren. Bis 2050 dürften überdies 50 Prozent des gesamten Bevölkerungswachstums auf Afrika entfallen.
Dr. Sven Neubauer, Investitionsvorstand Deutsche Finance Group