Deutsche Finance Group im Handelsblatt: Wachsende Mittelschicht – Kaufen macht reich
Megatrends bieten Investmentchancen
Im Jahr 2030 werden weltweit rund fünf Milliarden Menschen zur Mittelschicht gehören. Zwei Drittel davon leben dann in den asiatischen Schwellenländern. Vorausschauende Investoren setzen bereits heute auf diese Entwicklung.
Ganz gleich, wo auf der Welt, keine gesellschaftliche Schicht wird mit so vielen Attributen versehen wie die Mittelschicht. Beruflich erfolgreich, zunehmend und auskömmlich wohlhabend, konsumfreudig und oft auch markenbewusst, weitsichtig in der Planung sowie mit Sinn für Genuss und Lebensfreude. Kurzum: Menschen, ob nun weiblich oder männlich, mit Charakter, die jeder Produkthersteller und jeder Dienstleister gern zum neuen oder auch treuen Kunden hätte.
In den industrialisierten Ländern, speziell in Mitteleuropa sowie in Nordamerika, ist die „Goldene Mitte“ der Bevölkerung etabliert und deshalb stark vertreten. Max und Martina Mustermann und ihren angloamerikanischen Verwandten ist es somit zu verdanken, dass die Volkswirtschaften in Deutschland, Frankreich, den USA und Kanada im langfristigen Schnitt mit ansehnlichen Raten zwischen zwei und drei Prozent jährlich wachsen. Doch große Sprünge gibt es seit Längerem nicht mehr und sind auch für die Zukunft nicht zu erwarten.
Wachstum auf dem Tablett serviert
Dagegen spricht einfach der Basis-Effekt, den wir bestens etwa bei Microsoft kennen. In der ersten Zeit nach Unternehmensgründung gigantisches, ja unfassbares Umsatz- und Gewinnwachstum, welches aber auf Dauer nicht durchzuhalten ist. Es gibt also heute, und es wird sie immer wieder geben, weitaus interessantere Investments als die Microsoft-Aktie. Davon jedenfalls sind erfahrene Börsenexperten überzeugt. Das Wunder oder, wie man´s nimmt, die Tragik des Basis-Effekts.
Ein solcher Basis-Effekt lässt sich auch in der Entwicklung des gesellschaftlichen Wohlstandsgefüges in einzelnen Ländern oder Regionen beobachten. So sind die quantitativen und qualitativen Perspektiven der kaufkräftigen Mittelschicht in Zentraleuropa und in Nordamerika eher begrenzt. In den asiatischen Schwellenländern hingegen langfristig, wir sprechen hier von Jahrzehnten, quantitativ und qualitativ überdurchschnittlich gut.
Daraus ergibt sich zwangsläufig analog zu unserem Beispiel Microsoft die Frage: Welche Investition, gern auch als Beimischung einer durchdachten und klug austarierten Vermögensstrategie, ergibt mehr Sinn? Jene in die etablierten oder gar gesättigten Mittelschichten der Industrienationen. Oder in jene Mittelschicht vor allem in asiatischen Schwellenländern, in denen die Menschen zwei beinahe alles überragende Ziele haben: zu eben dieser Mittelschicht zu gehören und, sobald sie dabei sind, dies auch durch Konsum zu genießen und zu zeigen.
Die Lust am Konsum
Die Quantität und Qualität des Konsums hängt, das ist in den Industrienationen nicht anders als in den Schwellenländern, naturgemäß ab von den finanziellen Möglichkeiten der Mittelschicht-Menschen. Nach der gemeinsam von Deutsche Finance Group und Handelsblatt Research Institute erarbeiteten Studie „Megatrends“ werden die Menschen der Mittelschicht im Raum Asien/Pazifik im Jahr 2030 rund 36.000 Milliarden US-Dollar ausgeben. Die europäische Mittelschicht hingegen nur knapp 13.000 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 waren die Unterschiede kaum der Rede wert. Hier standen Ausgaben der europäischen Mittelschicht in Höhe von 11.000 Milliarden US-Dollar gerade einmal 12.300 Milliarden US-Dollar Ausgaben im asiatisch-pazifischen Raum gegenüber.
Kauflust der Mittelschicht in Asien
- Verkaufsfläche
Im Jahr 2016 waren 33,5 Millionen Quadratmeter Verkaufsfläche in Shopping-Centern in der Bauphase. Rund 80 Prozent entfielen auf den asiatischen Raum. - Einzelhandelsumsatz
In den beiden asiatischen Kernländern Pakistan und Südkorea wächst der durchschnittliche Einzelhandelsumsatz in den Jahren 2016 bis 2021 um 8,2 bzw. 5,8 Prozent. - Gesundheitsausgaben
In den Jahren 2000 bis 2015 sind die privaten Ausgaben für die Gesundheit in Indonesien und auf den Philippinen im Schnitt um 9,4 und in Vietnam um 9,1 Prozent gewachsen. Ähnlich beeindruckend waren die Zuwachsraten in anderen Schwellenländern wie Nigeria (+ 10,1 Prozent), Ecuador (+ 8,3 Prozent) sowie Kolumbien (+ 7,4 Prozent). - Tourismus
Im Jahr 2016 gaben die Chinesen insgesamt 261 Milliarden US-Dollar für den Tourismus aus. Zum Vergleich: Die US-Amerikaner ließen sich das Verreisen 122 Milliarden US-Dollar kosten, die Deutschen 81 Milliarden US-Dollar. - Motorisierung
Die Menschen in den asiatischen Schwellenländern haben bei der Motorisierung einen erheblichen Nachholbedarf. In Westeuropa kommen auf 1.000 Einwohner nahezu 600 Autos, in Nordamerika fast 700. Zum Vergleich: In Asien sind es lediglich 85.
Der gigantische Kaufkraft-Zuwachs in den asiatischen Schwellenländern und die beinahe unbegrenzt steigende Kauflust der Mittelschichten machen sich in zahlreichen Konsum- und konsumnahen Bereichen bemerkbar. Tendenz für die Zukunft: ungebrochen und weiter steigend. Es gibt zahlreiche Argumente dafür, dass die heutige und künftige Mittelschicht im asiatisch-pazifischen Raum für Investoren ein Megatrend sind und sein werden. Die dortigen Gesellschaften durchlaufen einen Prozess, dessen Ende heute nicht absehbar ist und voraussichtlich noch manche Jahrzehnte dauern wird. Grund genug, in die – im übertragenen Sinne – künftigen Microsofts zu investieren. Selbst falls erst unsere Kinder oder Enkelkinder davon profitieren werden.